Nun sind auch in Deutschland die Erzeugerpreise im freien Fall. Nachdem in den Vormonaten schon in Spanien und Italien hohe Minusraten verzeichnet wurden, stehen für den Juli auch für Deutschland minus sechs Prozent in der Statistik. Und das ist nur der Anfang. Sogar wenn dieser Indikator bis September Monat für Monat nicht weiter sinkt (was er in den letzten Monaten regelmäßig getan hat), werden für den August und den September Wert um die minus 15 Prozent verzeichnet werden.
Damit tritt fast exakt das Szenario ein, das Friederike Spiecker und ich bereits im März dieses Jahres beschrieben hatten. Was nichts anderes heißt, als dass man ohne weiteres schon im Frühjahr erkennen konnte, dass es keine wirkliche Inflation in Deutschland und Europa gegeben hat, sondern lediglich temporäre Preissteigerungen, deren deutliches Abflachen seit Langem für jeden objektiven Beobachter zu erkennen war.
Spätestens jetzt ist klar, dass die EZB und all jene Inflationswarner fundamental falsch lagen, die so getan haben, als gäbe es seit dem vergangenen Sommer einen gefährlichen Inflationsprozess, der nur mit einer durch die EZB inszenierten Bremsung der Konjunktur zu stoppen wäre. Die darauf folgenden Zinserhöhungen durch die EZB haben schon jetzt enormen Schaden angerichtet.
Angesichts der Rezession in Deutschland und der drohenden Rezession in ganz Europa, ist es unumgänglich, dass sich die Spitzen der deutschen und der europäischen Politik unverzüglich mit der Spitze der EZB zusammensetzen, um die sich abzeichnenden deflationären Gefahren anzusprechen und auf eine rasche Kehrtwende der Geldpolitik zu drängen.
Wenn die EZB bis September wartet und dann womöglich immer noch keine Entscheidung in Richtung deutliche Zinssenkung trifft, kann die übrige Politik nicht mehr verhindern, dass die Wirtschaft nicht nur in diesem, sondern auch im nächsten Jahr schwer in Mitleidenschaft gezogen wird. Wer jetzt schweigt, ist unmittelbar mitverantwortlich für die gewaltigen Schäden, die diese fehlgeleitete Politik mit sich bringt.