Wenn es noch Zweifel gegeben hätte, wie eng der libertäre argentinische Präsident mit dem nicht minder libertären Internationalen Währungsfonds (IWF) zusammenarbeitet, nun wären sie zerstreut.
Kristalina Georgieva, die sich managing director des IMF nennt, hat auf X ein Bild und einen kurzen Text gepostet, die besser als tausend Worte zeigen, wes gleichen Geistes Kind die beiden abgebildeten Personen sind. Georgieva entblödet sich nicht, eine „bemerkenswerte Transformation“ in Argentinien festzustellen, weil das Budgetdefizit wiped out sei (also verschwunden), die Inflation geringer und die Wirtschaft auf dem Weg der Besserung seien.
Wer das hinschreibt, ohne dazu zu sagen, was der Preis dafür war und welche dramatischen Folgen die Politik von Javier Milei noch haben kann (und wird), zeigt sich mitnichten als der globale Vermittler und neutrale Schiedsrichter, der er sein sollte, sondern als Ideologe, der eine bestimmte politische Agenda vertritt, verbreitet und gegenüber denen durchsetzt, die von ihm abhängig sind.
Dass die Europäer das unwidersprochen mitmachen (Georgieva ist ja als Europäerin auf die Position gehievt worden), wird ihnen noch ungeheuer auf die Füße fallen. Milei wird, wie so viele vor ihm schon, mit seinem libertären Programm mit oder ohne Hilfe des IWF scheitern (siehe hier und hier), was auch den IWF in großen Teilen der Welt noch unbeliebter machen wird als er ohnehin schon ist. Die Europäer sind immer dabei, weil ja auch viele hier insgeheim fest an den Traum der Libertären glauben, dass man nur den Staat schrumpfen muss, um erfolgreich zu sein.
Was aber noch viel schlimmer ist: Der Rest der Welt kann an einem solchen Bild mit einem einzigen Blick erkennen, in welche Lage man kommt, wenn man abhängig vom IWF wird. Genau das wird viele Entwicklungsländer weiter nach Alternativen suchen lassen, die sich nur im Umfeld von China finden lassen. Folglich schwächt der IWF mit seiner unkritischen Unterstützung für Milei seine Position im Rest der Welt und stärkt die BRICS. Nicht einmal für eingefleischte IWF-Fans kann das sinnvoll sein.
Das einzige andere große Land, das die vom IWF vertretene Politik in Bausch und Bogen ablehnt, sind die USA. Man muss sich vorstellen, Frau Georgieva würde die USA dafür feiern, ein Staatsdefizit mit einer Gewaltaktion über Nacht verschwinden zu lassen, während gleichzeitig die Arbeitslosigkeit und die Armut in die Höhe schießen. Jeder amerikanische Politiker, gleich welcher Partei, würde der Frau nahelegen, sofort den IWF und das Land zu verlassen. Man hört vom IWF praktisch nichts bezüglich der amerikanischen Politik der vergangenen zehn Jahre, obwohl diese Politik in krassem Gegensatz zur IWF-Programmatik steht. Es geht von amerikanischer Seite wieder nach dem Motto: Do as we say, but don’t do as we do! Unter Trump wird dieses Missverhältnis noch viel krasser werden.