Der CDU-Oberbürgermeister von Saarbrücken, Uwe Conradt, hat die Regierungen von Deutschland und Frankreich aufgefordert (hier zu finden), die stationären Grenzkontrollen in seiner Stadt wieder abzuschaffen, da sie wenig effektiv sind und in einer Grenzstadt wie Saarbrücken nicht nur die grenzüberschreitende Zusammenarbeit behindern, sondern auch dem europäischen Geist und den europäischen Verträgen widersprechen. Er verweist auch auf ein Saarbrücker Abkommen aus dem Jahre 1984, wo sich Deutschland (unter Kohl) und Frankreich (unter Mitterand) verpflichtet hätten, die Grenzen zwischen Frankreich und Deutschland endgültig abzuschaffen.
Das alles geschieht zu einer Zeit, wo die Partei des Bürgermeisters zum ganz großen Schlag gegen Europa ausholt. Wenn der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz mit seinen Plänen zur Grenzkontrolle und zur direkten Zurückweisung von Flüchtlingen an der Grenze durchkäme, wären die bisherigen Grenzkontrollen Kinkerlitzchen dagegen gewesen.
Was der Saarbrücker Oberbürgermeister sicher nicht gerne hört, ist die einfache Tatsache, dass es seit Helmut Kohl in der Führungsspitze der CDU (bei der CSU hat es das noch nie gegeben) niemanden mehr gibt, der gerade für das Verhältnis von Deutschland und Frankreich einen Sensor hat. Angela Merkel aus der Uckermark hatte keinerlei Sinn dafür, und nun hat ein Sauerländer in der Berliner Blase die CDU-Spitze übernommen, dem Frankreich mindestens so fremd ist wie Grönland.
Hinzu kommt, dass in der CDU/CSU ohnehin reflexartig mit Grenzschließungen reagiert wird, ganz gleich, welches Problem man lösen will. Man erinnere sich an Seehofers totale Blockade der deutschen Grenzen in der Corona-Zeit, mit der das Virus einfach von der deutschen Polizei daran gehindert wurde, die deutsch-französische Grenze zu überqueren. Auch das war ein offener (und zugleich schwachsinniger) Schlag ins Gesicht insbesondere der französischen Nachbarn, aber das nimmt man in Deutschland nicht einmal im Nachhinein wahr.
Als besonders perfide empfinden die übrigen Europäer das deutsche Vorgehen, weil Deutschland es ja keineswegs allein mit Migrationsbewegungen zu tun hat. Deutschland ist komplett eingeschlossen von befreundeten Nationen, denen man nun die Tür vor der Nase zuschlägt, nach dem Motto, kümmert ihr euch doch um unser gemeinsames Problem, wir haben nichts mehr damit zu tun, auch wenn wir gegen tausend europäische Verträge und Vereinbarungen verstoßen.
So macht man ein ohnehin geschwächtes Europa endgültig kaputt. Und wenn schon, höre ich die Anhänger der AfD rufen, es muss sich endlich etwas ändern in diesem Land (wie etwa hier nachzulesen). Ja, aber wenn es sich unmittelbar zu Lasten unserer Nachbarn ändert, dann muss man wenigstens zur Kenntnis nehmen, dass der Preis, den man für die eigene Borniertheit zahlt, extrem hoch sein wird. Zerdeppert man Europa, werden wir einige Millionen zusätzliche Arbeitslose haben und die ganze Bevölkerung wird ärmer sein, von den politischen und menschlichen Folgen ganz zu schweigen. Wer glaubt, die AfD habe Konzepte, um dann dagegen etwas zu tun, dem ist allerdings nicht zu helfen. Dazu in einigen Tagen mehr.