Heute meldete das Statistische Bundesamt, dass in Deutschland die Preise im Großhandel im Mai 2023 um 1,1 Prozent gegenüber April gesunken sind. Gegenüber dem Mai des vergangenen Jahres liegen diese Preise sogar um 2,6 Prozent niedriger.
Das belegt einmal mehr, dass von einem inflationären „Preisdruck“ in keiner Weise mehr die Rede sein kann. Das Gegenteil ist der Fall (Abbildung). Alle Preise, die einen gewissen Vorlauf vor den Verbraucherpreisen haben, bewegen sich eindeutig in Richtung Deflation.
Das ist bei einem temporären Preisschock, wie wir ihn erlebt haben, durchaus normal und erwartbar. Ist der Höhepunkt bei den Preisen einmal überschritten, gehen die Zuwachsraten rasch zurück und erreichen sogar den negativen Bereich, weil die Preise für einige Zeit auch absolut sinken.
Wenn die EZB trotz solcher Entwicklungen, die ja auch, wie vergangene Woche gezeigt, für die EWU gelten, morgen tatsächlich die Zinsen noch einmal erhöht, ist das schlicht Ausdruck des Versuchs, vom eigenen diagnostischen Versagen abzulenken. Weil man sich in den vergangenen Monaten in Sachen „Inflation“ total verrannt hat, kann man jetzt nicht zugeben, komplett falsch gelegen zu haben. Man sollte auf Seiten der EZB nur bedenken, dass das Versagen mit jedem Tag, an dem man die eigene Fehleinschätzung leugnet, größer wird.